Seit Jahren gibt es bei uns an der Grimmschule neben den Regelklassen 1/2 auch eine jahrgangsgemischte Klasse 1/2. Diese wurde im Schuljahr 2016/17 um eine zweite Mischung 1/2 und sogar um eine jahrgangsgemischte Klasse 3/4 erweitert.
Seit dem Schuljahr 2018/19 haben wir auch zwei Mischungen in 3/4.
Was ist das überhaupt – eine jahrgangsgemischte Klasse?
In dieser Klasse bilden Erst- und Zweitklässler bzw. Dritt- und Viertklässler zusammen mit ihrer Klassenlehrkraft eine „Klasse“.
Das heißt aber nicht, dass die Schüler in Abteilungen unterrichtet werden, denn im Mittelpunkt steht das soziale Lernen miteinander und voneinander.
Bei Bedarf können die Schüler jederzeit auch zu kleinen Lerngruppen zusammengefasst werden.
Für die Lehrkraft heißt das nun konkret, dass sie sich von gleichen Unterrichtszielen für alle verabschieden muss, denn in den Kindern stecken unterschiedliche Möglichkeiten. Nicht alle Schülerinnen und Schüler einer Altersstufe befinden sich auf demselben Entwicklungsstand. In einer altersgemischten Gruppe fällt es leichter, auf die Verschiedenheit der Kinder einzugehen.
Die Lehrkraft begleitet also dieses unterschiedliche Lernen und berät die Kinder. Die Lernverantwortung wird somit gemeinsam getragen.
Das bedeutet aber auch für Sie als Eltern, dass Sie um diese Unterschiedlichkeit einer Klasse wissen müssen und nicht für alle Kinder das „Gleiche“ erwarten können. Sie sollten deswegen auch davon abkommen, das eigene Kind ständig mit anderen zu vergleichen. Auch Sie begleiten das Lernen Ihres Kindes. Für die Kinder eröffnen sich aber durch diese Form viele neue Möglichkeiten.
Schnelle Lerner können zum Beispiel nach einem Jahr mit in die 3. Klasse und sind nicht allein. Langsame Lerner bleiben 3 Jahre in 1/2 und sind auch nicht allein. Die Entscheidung „Überspringen“ bzw. „Verweilen“ muss also nicht am Schuljahresende getroffen werden. Alle Kinder können sich als stark erfahren. Im Laufe der Schuljahre befinden sich die Schülerinnen und Schüler abwechselnd in einer Geben- und Nehmenposition. Kinder erleben weniger Konkurrenz, dafür mehr Mit- und Füreinander. Vor allem durch das Prinzip „Lernen durch Lehren“ wiederholen/automatisieren die Zweit- bzw. Viertklässler bereits gelernte Unterrichtsinhalte und geben sie so an die „Kleinen“ weiter.
Dieses Tutorenprinzip wirkt sich erwiesenermaßen auch äußerst positiv auf das Selbstwertgefühl der Kinder aus. Untersuchungen zeigen, dass Kinder in der Jahrgangsmischung vergleichbare Leistungen wie Kinder in Regelklassen bringen,
allerdings sich aber im Sozialverhalten deutlich über dem Niveau von Regelklassen befinden. Die Kinder wagen sich schneller an schwierige Probleme und entwickeln mehr Selbstständigkeit und Lernverantwortung. Sie lernen Hilfen zu geben und zu erbitten, lachen andere Kinder seltener aus und profitieren auch noch in späteren Jahren davon, z.B. aber auch bereits beim Übertritt in die weiterführenden Schulen.
In diesen Klassen gibt es in jeder Jahrgangsstufe Stunden, in denen die Kinder nur in ihrer jeweiligen kleinen Lerngruppe arbeiten. Die andere Zeit arbeiten sie gemeinsam in der Klasse in vorwiegend offenen Unterrichtsformen, wie beispielsweise in der Arbeit mit dem Tages- oder Wochenplan oder in Werkstätten. Sie arbeiten auch viel mit einem Partner, z.B. beim Erstellen von Referaten oder in der Gruppe beim Erstellen von Präsentationen.